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Automobilzulieferer unter Druck: Horváth-Studie zeigt Herausforderungen auf

Die neue E-Antriebseinheit von DeepDive feierte Ihre Premiere in Münchedn auf der IAA - Bildnachweis: 2023

Herausforderungen für die Automobilzulieferindustrie: Detailanalyse über eine Horváth-Studie

Eine aktuelle Studie von Horváth zeigt die zunehmend schwierige Situation der Automobilzulieferindustrie. Die Studie, in der 50 überwiegend global agierende Automobilzulieferer unter die Lupe genommen wurden, verdeutlicht die drastischen Veränderungen und Herausforderungen, mit denen die Unternehmen konfrontiert sind. Vor allem die unzureichenden Abrufmengen der Hersteller für Komponenten von Elektrofahrzeugen und der damit verbundene Kostendruck belasten die Zulieferer erheblich. Bis zu 50 Prozent weniger Teile als erwartet werden abgenommen, was zu erheblichen finanziellen Einbußen führt.

Über die Horváth-Studie   

Die Horváth-Studie basiert auf Interviews mit über 100 Vorständen und Geschäftsführern großer Automobilunternehmen, darunter 52 Zulieferunternehmen und 35 aus Deutschland. Zwei Drittel der befragten Zulieferunternehmen beschäftigen mindestens 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von mindestens einer Milliarde Euro. Die Interviews wurden im zweiten Quartal 2024 geführt. 

Details der Horváth-Studie

In der aktuellen wirtschaftlichen Situation sehen sich viele Zulieferer gezwungen, verstärkt auf Liquiditätsoptimierung zu setzen. Laut Studie geben 65 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer an, dass das Liquiditätsmanagement derzeit höchste Priorität hat. Weitere 30 Prozent unterstreichen die hohe Priorität des Themas. Die Unternehmen arbeiten daran, fällige Forderungen schnell zu realisieren, Lagerbestände zu optimieren und Kosten zu senken.

Personalabbau und Verlagerung

Ein wichtiger Aspekt der Studie ist der geplante Personalabbau in Deutschland. Mehr als 60 Prozent der Zulieferer planen in den nächsten fünf Jahren einen moderaten Personalabbau in Deutschland. Dies ist vor allem auf die hohen Produktions- und Lohnkosten zurückzuführen. Gleichzeitig wollen viele dieser Unternehmen ihre Belegschaft in anderen Regionen wie Osteuropa, Indien und China aufstocken. Investitionen in Deutschland und weltweit Trotz der Herausforderungen planen die in Deutschland ansässigen Zulieferer weiterhin erhebliche Investitionen in ihre heimischen Standorte. Rund 20 Prozent der Gesamtinvestitionen bis 2029 sollen in Deutschland bleiben. Im Fokus stehen dabei die Modernisierung der Werke für zukünftige Produkte sowie Investitionen in digitale Betriebsabläufe zur Effizienzsteigerung in Produktion und Lieferkette. Weltweit investieren die Zulieferer verstärkt in Nordamerika (18 Prozent des CAPEX-Anteils), China (16 Prozent) und Osteuropa (15 Prozent).   

Auswirkungen des Festhaltens am Verbrennungsmotor

Die Strategie vieler Automobilhersteller, aus Wettbewerbsgründen länger am Verbrennungsmotor festzuhalten, verschärft die Situation der Zulieferer zusätzlich. Die Studie zeigt, dass viele Zulieferer zuletzt stark auf Elektromobilität gesetzt haben, was nun zu einer verlängerten Übergangsphase und der Notwendigkeit paralleler Investitionen in Komponenten für Verbrenner- und Elektrofahrzeuge führt. Dies erhöht die Anzahl der Produktvarianten und erschwert Skaleneffekte.

Bedeutung gemeinsamer Lösungen

In dieser angespannten Situation wird die Zusammenarbeit zwischen Automobilherstellern und Zulieferern als essentiell angesehen, um die Lieferfähigkeit entlang der Lieferkette langfristig zu sichern. Es gilt, tragfähige Kompromisse bei Preisverhandlungen zu finden und die Innovationskraft der Zulieferer zu erhalten. Eine Konsolidierung der Zuliefererlandschaft ist bereits im Gange und weitere Fusionen oder Übernahmen sind wahrscheinlich.