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Daimler Truck auf der IAA Transportation 2024: Die nächste Generation des Mercedes-Benz eActros 600

Mercedes eActros 600 - Bildnachweis: Daimler Truck

 

Dekarbonisierung und Digitalisierung im Fokus: Daimler Truck präsentiert seine Vision auf der IAA 2024

Am Sonntag, den 15. September 2024, stellte Daimler Truck, einer der größten Nutzfahrzeughersteller weltweit, im Vorfeld der IAA Transportation in Hannover seine Pläne für einen nachhaltigen Transport der Zukunft vor. Der Fokus lag auf der Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs und den Fortschritten in der Digitalisierung. Im Mittelpunkt der Präsentation stand der neue Mercedes-Benz eActros 600, ein batterie-elektrischer Lkw, der speziell für den Fernverkehr entwickelt wurde. Der Serienstart dieses neuen Modells ist für November 2024 im Mercedes-Benz Werk Wörth vorgesehen.

Mercedes eActros 600 – Bildnachweis: Daimler Trucks

Neue Marke TruckCharge

Der eActros 600 zielt darauf ab, die CO2-Emissionen im Fernverkehr deutlich zu reduzieren. Etwa zwei Drittel der CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs entfallen auf dieses Segment. Mit einer Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden und einer besonders effizienten elektrischen Antriebsachse ermöglicht der eActros 600 eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern ohne Zwischenladung. Unter idealen Bedingungen kann diese Reichweite auch deutlich überschritten werden, insbesondere, wenn das Fahrzeug während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen nachgeladen wird. Durch das Zwischenladen sollen am Tag Strecken von über 1.000 Kilometern realisiert werden können.

Mercedes eActros 600 – Bildnachweis: Daimler Trucks

Die Leistungsfähigkeit des eActros 600 wurde im Sommer 2024 während einer fast siebenwöchigen Testfahrt unter Beweis gestellt. Zwei Prototypen des Lkw legten dabei mehr als 15.000 Kilometer zurück und durchquerten 22 europäische Länder. Die Fahrzeuge, die mit einem Gesamtgewicht von jeweils 40 Tonnen unterwegs waren, wurden ausschließlich an öffentlichen Ladestationen geladen. Der Durchschnittsverbrauch lag bei 103 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was einem Dieselverbrauch von etwa 10 Litern pro 100 Kilometer entspricht. Diese Werte unterstreichen die hohe Energieeffizienz des Fahrzeugs. Unter optimalen Bedingungen konnten während der Tour sogar Tagesreichweiten von über 600 Kilometern ohne Zwischenladung erzielt werden. Im Durchschnitt konnte der eActros 600 etwa 25 Prozent seines Energiebedarfs durch Rekuperation decken.

Mercedes eActros 600 – Bildnachweis: Daimler Trucks

Die Variabilität des Energieverbrauchs spiegelte sich in den unterschiedlichen Bedingungen wider, unter denen die Prototypen getestet wurden. Auf der Strecke von Madrid nach Bilbao, die größtenteils bergab führte, verbrauchte der Lkw nur 85 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Auf den rauen Straßen im nördlichen Norwegen lag der Verbrauch aufgrund niedriger Temperaturen und nicht asphaltierter Straßen bei 140 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Insgesamt bestätigte sich die geplante Reichweite von 500 Kilometern als realistisch.

Mercedes eActros 600 European Testing Tour 2024 – Bildnachweis: Daimler Trucks

Die Produktion des eActros 600 wird ab November 2024 in Wörth beginnen. Erste Kundenfahrzeuge sollen noch im selben Jahr ausgeliefert werden. An der Produktion des Fahrzeugs sind auch die Daimler Truck Werke in Mannheim, Kassel und Gaggenau beteiligt, die verschiedene Komponenten wie die elektrische Achse und Getriebeteile liefern. Der eActros 600 wurde für eine Lebensdauer von bis zu 12 Millionen Kilometern über zehn Jahre hinweg ausgelegt. Auch nach dieser Zeit soll der Batteriezustand noch bei über 80 Prozent liegen. Die hohe Effizienz der verwendeten Lithium-Eisenphosphat-Batterien trägt dazu bei, dass bis zu 95 Prozent der installierten Kapazität genutzt werden können, was eine hohe Reichweite ermöglicht.

Bildnachweis: Daimler Truck

Daimler Truck hat bereits 2.000 Bestellungen für den eActros 600 erhalten, zudem liegen zahlreiche weitere Absichtserklärungen vor. Zur Unterstützung der E-Mobilität über den Kauf hinaus hat Daimler Truck die neue Marke „TruckCharge“ ins Leben gerufen. TruckCharge bietet eine umfassende Beratung sowie Infrastruktur- und Ladelösungen für Elektro-Lkw an. Dazu gehören unter anderem das Fleetboard Charge Management, das Fuhrparkbetreibern eine Übersicht über alle Ladevorgänge bietet, sowie die Charging Card, die ein bargeldloses Laden unterwegs ermöglicht.

Mercedes GenH2 Truck – Bildnachweis: Daimler Truck

Auf der IAA Transportation 2024 wird Daimler Truck seine breite Produktpalette präsentieren. Zu den Highlights zählen der Mercedes-Benz GenH2 Truck, ein Lkw mit wasserstoffbasierter Brennstoffzelle, sowie der neue Mercedes-Benz Actros L, der durch eine verbesserte Aerodynamik und sparsame Motoren besticht. Im Segment der Stadtbusse stellt Daimler Buses den neuen Mercedes-Benz eCitaro K mit verkürztem Radstand vor, der sich durch seine hohe Wendigkeit auszeichnet. Auch der Mercedes-Benz Tourismo Safety Coach wird als Publikumspremiere vorgestellt.

Ein weiterer Schwerpunkt der Messepräsentation liegt auf der Digitalisierung und der Vision des „softwaredefinierten Fahrzeugs“. Daimler Truck hat sich zum Ziel gesetzt, hochintelligente Nutzfahrzeuge zu entwickeln, die durch fortschrittliche Softwarelösungen in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Effizienz neue Maßstäbe setzen. Diese Fahrzeuge sollen zukünftig maßgeschneiderte Anwendungen bieten, die den Betrieb für Transportunternehmen weiter optimieren.

Daimer Truck eActros 600 - Medianight IAA Transportation 2024

Neben batterie-elektrischen Fahrzeugen setzt Daimler Truck auch auf wasserstoffbasierte Antriebe. Der Mercedes-Benz GenH2 Truck hat bei einem Rekordversuch im vergangenen Jahr eine Strecke von über 1.000 Kilometern mit einer Tankfüllung Flüssigwasserstoff zurückgelegt. Der Einsatz dieser Technologie wird in Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen weiter erprobt, um sie in den kommenden Jahren in den Logistikalltag zu integrieren.

Insgesamt zeigt Daimler Truck auf der IAA 2024, dass sowohl batterie-elektrische als auch wasserstoffbasierte Antriebe in Zukunft eine wichtige Rolle im Schwerlastverkehr spielen werden. Der Erfolg dieser Technologien wird jedoch maßgeblich von der Weiterentwicklung der Lade- und Tankinfrastruktur abhängen.